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Fleete


Fleete, Häfen und Grenzen – Hamburgs alter Siedlungskern


Blick von der Holzbrücke zur Katharienkirche, Zeichnung Edgar Groenewold, 1924Die Führung durch Hamburgs historischen Stadtkern orientiert sich über weite Strecken an den alten Wasserläufen.

Wir folgen dem historischen Verlauf der Alster, passieren zahlreiche Fleete und entdecken Spuren nicht mehr existenter Fleetverläufe. Entlang unserer Route lagen einst zwei Burgen, wir queren drei Grenzen, erkennen vier ehemalige Häfen und gehen über (mindestens) sieben Brücken. Bei diesem »Grenzgang« werden wir dann bemerken, dass die Lage des »Neustadt« genannten Gebietes im Laufe der Jahrhunderte stark variierte.

Schon gleich zu Beginn am Rathausmarkt befinden wir uns auf historisch interessantem Terrain: im Schutz der Stadtbefestigung (heute: Alter Wall) entstand hier im 11. Jahrhundert die Alsterburg, ein steinerner Wohnturm als Zeichen der weltlichen, gräflichen Macht gegenüber der erzbischöflichen alten Siedlung. Dieser Machtkampf dauerte im Übrigen Jahrhunderte und trug entscheidend zu Hamburgs Entwicklung und Aufstieg bei. Folgen wir dieser Entwicklung!

Bereits zwanzig Jahre später wurde mit dem Bau der Neuen Burg in der Alsterschleife begonnen. Diese »Neue Burg«, von der freilich außer ein Straßenname nichts mehr erkennbar ist, war ab 1110 Sitz der Schauenburger Grafen. Unter ihrer Herrschaft wurde vis-a-vis des alten erzbischöflichen Hamburgs eine Kaufmannsstadt aufgebauten. Hier in dieser frühen Neustadt lag auch Hamburgs erster Hafen, für den dank Kungelei und Fehlinformationen die Ausstellung eines Freibriefs durch Friedrich Barbarossa erwirkt wurde. Dass es sich bei diesem Dokument nachweislich um eine Fälschung handelt, hält die Hamburger nicht davon ab, den 7. Mai 1189 als »Hafengeburtstag« zu feiern. Schließlich hielt es die (Handels-) Stadt ja auch nicht davon ab, in den folgenden Jahrhunderten prächtig zu gedeihen.

So begann die Eindeichung der im Mündungsdelta der Alster gelegenen Inseln Grimm und Cremon für Neusiedler aus der Neuen Burg. In den folgenden Jahren wurde die Kapelle St. Nikolai errichtet, die Grundstücke streifenförmig parzelliert und bebaut. In der Deichstraße mit ihren historischen Kaufmannshäusern und an der Hohen Brücke lässt sich Hamburgs mittelalterliche Siedlungsstruktur gut nachvollziehen. Bis ins 19. Jahrhundert war die innere Stadt geprägt von Wasser und Hafen. Doch dann verloren die Fleete allmählich ihre Bedeutung für den Warentransport und wurden vielfach zugeschüttet. Befestigungsanlagen in HamburgDer Bau der Speicherstadt mit ihren modernen Hafenbecken besiegelte 1888 nicht nur die Trennung von Wohnen und Arbeiten sondern auch die Trennung von Warenumschlag und Kontorarbeit. Hamburg hatte sich von seinem Hafen distanziert.

Vom Binnenhafen aus passieren wir auf dem letzten Abschnitt unserer Führung das erste »Stadterweiterungsgebiet« der Neustadt Richtung Westen: Die ehemalige Mark Rodiger war durch einer Stadtmauer geschützt und von dem im 13. Jahrhundert angelegten Rödingsmarktfleet durchzogen. Jahrhunderte später wurde es nicht mehr benötigt und zugeschüttet. Da hatte sich die Stadt aber längst erneut Richtung Westen ausgedehnt. Die Straßen »Alter Wall« und »Neuer Wall«, hauptsächlich bekannt für luxuriöse Konsumangebote, erinnern an eine bescheidene Grenzverschiebung in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Beim Bau der Stadtbefestigung 1620/26 wurde dann nicht mehr gekleckert: In einem Radius von gut einem Kilometer um St. Nikolai wurde kurzerhand alles eingemeindet. Diese »neuste Neustadt« entspricht dem heutigen Stadtteil und reicht von der Alster bis zur Elbe und vom Schaartor bis zum Millerntor. Bei Interesse können wir noch einen Blick über die Grenze zum heutigen Stadtteil »Neustadt« wagen. Ansonsten ist dies »eine andere Geschichte« ...

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Startpunkt: am Rathausmarkt
Dauer: 2 bis 2.5 Stunden

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Veranstaltungsnummer:
1008

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Nordische Kirchen, portugiesisches Essen und Hamburger Wohnverhältnisse


Kramerwitwenwohnungen in der südlichen NeustadtDer erste Abschnitt dieses Spaziergangs führt durch das ehemalige Hafenquartier zwischen Elbe und Michel. Die zahlreichen Seemannskirchen und das südländische Flair im sogenannte »Portugiesenviertel« zeugen noch heute von der Nähe des Hafens.

Bis 1900 gehörte die südliche Neustadt, wie auch weite Teile der restlichen inneren Stadt, zu den sogenannten Gängevierteln - geprägt von äußerster Enge und katastrophalen hygienischen Verhältnissen. In unmittelbarer Elbnähe liegend, verschärften häufige Überschwemmungen die unwürdigen Wohnbedingungen der hier lebenden (Hafen-)Arbeiterschaft noch zusätzlich. Wohnreformer hatten deshalb schon 1860 eindringlich vor den Folgen dieser Zustände für Gesundheit und Moral gewarnt. Doch erst die Choleraepidemie von 1892 zwang die Stadtoberen zum Handeln - schließlich ging es nicht zuletzt um die langfristige Sicherung der Arbeitsfähigkeit ihrer Bewohnerschaft...

In drei Sanierungsabschnitten wurden die Gängeviertel »niedergelegt«. Als erstes fielen 1900 die Gänge und Höfe der südlichen Neustadt der Spitzhacke zum Opfer. Das Gelände wurde aufgeschüttet und neue Straßen angelegt. Die Bebauung jedoch überließ man der Spekulation. Der zweite Sanierungsabschnitt betraf die Gegend um den Schaarmarkt. Hier entstand um 1912 auch genossenschaftlicher Wohnungsbau mit reformerischen Ansätzen. An dem ehemals zentralen Platz der südlichen Neustadt lassen sich die Veränderungen vom einstige Gängeviertel zum Medienstandort bis heute gut nachvollziehen. Einige Meter weiter machen die Kramerwitwenwohnungen im Schatten des Michels noch einen letzten Rest Alt-Hamburg erlebbar.

Der Schaarmarkt um 1905Beim Herrengrabenfleet gelingt die Querung der Ost-West-Straße, die offiziell gar nicht mehr so heißt, sondern Ludwig-Erhard-Straße und stadteinwärts Willy-Brandt-Straße (ein Schelm, der Böses dabei denkt)... Diese Asphalt-Schneise fand sich schon in der größenwahnsinnigen Stadtplanung der Nationalsozialisten, ihre Umsetzung in den 1950er Jahren entsprach seinerzeit dem Idealbild einer Autogerechten Stadt.

Das Herrengraben- und das danebenfließende Alsterfleet markieren die Grenze zwischen Alt- und Neustadt. Eine der etwa 2.500 Hamburger Brücken führt uns auf die Fleetinsel mit den ältesten Kontorhäusern der Stadt. Sie wären, wie so vieles in Hamburg, Ende der 1980er Jahre beinahe der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Auf dem Weg zum Großneumarkt spüren wir letzte Original-Bauzeugnisse aus dem 18. Jahrhundert auf und bestaunen die reichverzierten gründerzeitlichen Häuser an der Wex- und Brüderstraße. Diese Straßen wurden in den 1860er Jahren von den Gebrüdern Wex als Privatstraßen angelegt und für zahlungskräftige Mieter, die die alteingesessene Bevölkerung verdrängen sollten, bebaut - Sanierung nicht aus humanitärer sondern spekulativer Motivation. Vom Großneumarkt aus lässt sich bei Interesse noch ein Abstecher in die Peterstraße unternehmen. Hier können wir abschließend (über-)restaurierte idyllische Höfe und die idealisierten Nachbauten historischer Vorbilder eines Hamburger Mäzen bestaunen.

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Startpunkt: U Bhf Landungsbrücken
Dauer: 1.5 bis 2.5 Stunden

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Veranstaltungs-Nummer: 1005
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