Jugendkultur und Jugendmusik in den 1930er und 40er Jahren

Kongo mit Freund (Sept. 1940)Swing? Was ist überhaupt Swing? »Eine flott gespielte rhythmische Tanzmusik, die wir gut finden« so brachte es ein Swing-Anhänger Anfang der 1940er Jahre in einem Verhör lapidar auf den Punkt. Diese Antwort sagt vielleicht mehr als Definitionen aus einem Musiklexikon. Sie wollten eigentlich nur ihre Musik hören!

Dieser Rhythmus kam Mitte der 1920er Jahre mit dem Jazz aus den USA nach Deutschland. Sofort war der Swing deutsch-nationalen Kräften ein Dorn im Auge. Er galt als »undeutsch, entartet und widerliches Gequäke«. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten tauchten immer mehr »Swing tanzen verboten« Schilder in den Tanzcafés auf. Anders als der Jazz, der ab 1935 im Radio nicht mehr gespielt werden durfte, gab es für Swingmusik vorerst kein offizielles Verbot und deutsche wie internationale Tanzkapellen und Swingbands konnten ihre »flotte Musik« in den Cafés, Kasinos und Bars entlang der »Swingmeile« zwischen Jungfernstieg und Dammtor spielen.

Eng mit dieser Musik war ein Lebensgefühl verbunden, aus dem sich eine eigene Jugendkultur entwickelte und diese war in jeder Weise konträr zum politisch verordneten Jugendbild. Ihre auffällige Kleidung, die langen Haare und ihre legere Lebensweise machten die Swingjugendlichen in den Augen der Nationalsozialisten zu »degenerierten, kriminellen und asozialen Elementen«. Sie versteckten sich aber nicht, sondern suchten die Öffentlichkeit. Die Stadt war ihre Bühne und aus dem Koffergrammofon daddelte die Swingmusik. Welch eine Provokation! Ab 1937/38 kam es in Hamburg zu Überwachungen der Swing-Szene durch die Geheime Staatspolizei und nach Kriegsbeginn zu massiver Verfolgung Stadthaus Rückfront mit Seufzerbrückebis hin zu zahlreichen Verhaftungen.

Unser Rundgang durch die Neustadt zeigt die verschiedenen Facetten der Swing-Szene mit ihren Lokalen, Treffpunkten und ihrer Musik. Ausgehend vom Alsterpavillon begeben wir uns auf Spurensuche nach den feinen Tanzcafés entlang der »Swingmeile« und den einfachen Bierkneipen, wo im Hinterzimmer trotz des seit Kriegsbeginn geltenden Tanzverbotes abgehottet wurde. Unser Augenmerk ist dabei aber vor allem auf die gesellschaftlichen und politischen Aspekte gerichtet, auf die zunehmende Kriminalisierung, die Verfolgung und die Verhaftungswelle ab 1942. So erreichen wir abschließend das Stadthaus, bis 1943 Sitz der Gestapo. In ihren berüchtigten Verhörzellen mussten zahlreiche aufgegriffene Swingjugendliche Demütigungen und Misshandlungen über sich ergehen lassen. Auch der eingangs erwähnte junge Swingheini - seine lapidare Antwort war ihm nicht gut bekommen...

[Ausarbeitung: mit freundlicher Unterstützung des Barmbeker Schallarchiv]

Alles auf einen Blick
Wegen des Ausfalls einer Stadtführerin, bieten wir diesen Rundgang leider nicht mehr an.
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